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Hör dir den Artikel gerne als Blogcast an:
“Wo sind denn jetzt die Zeitschriften?” Ich möchte dir in diesem Blogartikel über meine ganz persönlichen Erinnerungen an “20 Jahre Silhouette - 20 Jahre Frauenfitness" erzählen. Und dieser Satz fällt mir als erstes dazu ein.
Es waren 20 ereignisreiche Jahre mit stürmischen Zeiten. Und ausgerechnet dieser nichtssagende Satz kommt mir als erstes in den Sinn. Das Gedankenkarussell macht mal wieder was es will.
Beim Schreiben dieser Zeilen dämmert es mir, warum diese Frage mich so beschäftigt - ja wirklich tief getroffen hat - und warum sie ein ganz großes Learning für mich war. Ich berichte dir später mehr darüber.
Zwischenstationen auf dem Weg zum heutigen Frauenfitness-Studio
Warum fällt es mir bloß so schwer, meine persönlichen Erinnerungen niederzuschreiben? Wahrscheinlich, weil mich gerade in den letzten Jahren auch traurige und einschneidende Ereignisse begleitet haben. Ich habe sie so deutlich vor Augen, als wäre es erst gestern gewesen. Aber wir starten mit amüsanten Anekdoten aus 20 Jahren Frauenfitness. Ich habe zwei Geschichten für dich herausgepickt.
Ich habe dir ja schon ausführlich von meinen Umzügen und der Standortsuche für mein Frauenfitnessstudio berichtet. Daten, Zahlen, Fakten sozusagen. An was erinnere ich mich noch? Rückblickend ist mir von den ersten beiden Standorten nicht viel in Erinnerung geblieben. Es waren Zwischenstationen auf dem Weg zu unserem jetzigen Frauenfitness-Studio. Aber ich habe heute noch liebe Kundinnen, die zu dieser Zeit Mitglied bei Silhouette geworden sind.
Und ich erinnere mich an meinen 50. Geburtstag, den ich im Studio gefeiert habe. Puh, ist das lange her. Ich feiere morgen meinen 67. Geburtstag und da blicke ich immer ein wenig wehmütig zurück und lasse die letzten Jahre Revue passieren. Aber ich schweife ab. Zunächst geht es um Geschichten zum Schmunzeln.
Dieser Umzug begleitete mich Tag und Nacht
Der Umzug von Niedergirmes nach Lahnau-Waldgirmes hat mir großes Kopfzerbrechen bereitet und mich sogar in meinen Träumen heimgesucht. Unzählige Male habe ich in meinen neuen Räumlichkeiten gestanden und überlegt, wie die große Fläche aufgeteilt werden soll. Ich hatte viel Platz für Cardiogeräte, Kraftgeräte und auch eine kleine Gymnastikecke. Ich konnte mich so richtig austoben. Und wie es so ist: Viele Möglichkeiten können auch ein Fluch sein. Ich habe meine Planung zig mal wieder über den Haufen geworfen. Auf ein Neues.
Wenn nur der Umzug selbst nicht wäre. Ich bin ständig mit einem Zollstock umhergelaufen und habe meine Trainingsgeräte und die Türen ausgemessen. Meine größte Angst war, dass die sperrigen Hypoxitrainer in den Türzargen stecken bleiben. “Das wird sehr, sehr knapp.” In meiner Aufregung hatte ich nicht bedacht, dass die Geräte beim Einzug ja auch irgendwie durch die Türen gepasst haben. Ich war wirklich total durch den Wind.
Die Hypoxitrainer verfolgten mich noch in meinen Träumen
Doch der Chef der Umzugsfirma konnte mich beruhigen (in meinem Traum wohlgemerkt). “Das ist doch gar kein Problem. Wir werfen die Hypoxitrainer einfach aus dem Fenster.” Wirklich entspannt war ich nach diesem Vorschlag nicht. Der Umzug und die ganzen Widrigkeiten im Vorfeld hatten mich doch viel mehr belastet, als ich mir eingestehen wollte. Diesen Traum erzählte ich der Sekretärin der Umzugsfirma. Sie lachte und sagte: “Machen Sie sich keine Sorgen. Der Chef betreut persönlich ihren Umzug und das klappt 100%ig. Ihren Hypoxitrainer passiert nichts.”
Und so kam der große Tag. Der Chef höchstpersönlich kam als erstes zu mir und sagte: “Wo sind denn die Hypoxitrainer? Die verfolgen sie ja sogar in ihren Träumen. Dann wollen wir mal damit anfangen.” Und innerhalb kürzester Zeit waren sie sicher auf dem Umzugswagen verstaut. Ohne die kleinste Schramme. Mir fiel ein riesiger Felsbrocken vom Herzen. Und ich konnte etwas entspannter dem Verladen meiner Studioeinrichtung zuschauen.
Ein Kapitel geht zu Ende.
Wer sich an seinen letzten privaten Umzug erinnert, weiß mit wie viel Stress das verbunden ist. Und es geht immer etwas schief. Aber was soll ich dir erzählen: Der Umzug lief wie am Schnürchen. Um die Mittagszeit war alles im Umzugswagen verstaut, die Werbeschilder waren abmontiert und es ging in Richtung neues Fitnessstudio. Ein Kapitel war damit abgeschlossen.
Zur Kaffeezeit war das neue Studio komplett eingerichtet und die Mitarbeiter der Umzugsfirma trainierten ganz entspannt eine Runde an den Kraftgeräten, bevor sie sich verabschiedeten. Ich räumte noch schnell die Theke ein und dann war Feierabend.
Die ersten Kundinnen im neuen Fitnessstudio - wird es ihnen gefallen?
Am nächsten Morgen - pünktlich um 8.30 - sollte es losgehen. Stolz präsentierte ich meinen Kundinnen unser neues Zuhause. Und erhielt den ersten Dämpfer. In den letzten Wochen hatte ich Stunden über Stunden in den neuen Räumlichkeiten in Lahnau-Waldgirmes verbracht. Fußböden geschrubbt, Fenster geputzt und sogar Schablonen aus Packpapier gebastelt, wo die einzelnen Geräte stehen sollten. Kleine Randnotiz: Niemand hat die Schablonen benötigt. Die Umzugshelfer haben geduldig die Geräte umgestellt, bis ich zufrieden war.
Endlich war es geschafft. Das neue Studio öffnete seine Türen und ich war gespannt wie ein Flitzebogen. “Was würden meine Kundinnen sagen? Gefällt ihnen das neue Studio?”. Die erste Kundin beglückwünschte mich mit den Worten: “Jetzt hast du wieder ein richtiges Fitnessstudio. Mit einem großen Trainingsbereich. So, wie du es dir gewünscht hast.” Und ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Ja, ich war glücklich und zufrieden.
“Wo sind denn jetzt die Zeitschriften?”
Die nächste Kundin kam herein und fragte: “Wo sind denn jetzt die Zeitschriften?” Ich war total verblüfft und stammelte: “Die findest du rechts von der Theke. Direkt neben den Hypoxitrainern.” Die Kundin suchte sich eine Zeitschrift aus und ging ohne ein weiteres Wort zu den Cardiogeräten. Ich starrte ihr verdattert hinterher und war deprimiert. Da hatte ich wochenlang geeignete Räumlichkeiten gesucht, geschuftet und das Studio ansprechend gestaltet. Und dann verlor sie kein Wort darüber und suchte die Zeitungen.
Zum Glück gefielen die neuen Räume meinen anderen Kundinnen ausgesprochen gut und ich war wieder versöhnt. Und wir haben uns auch fünf Jahre lang sehr wohl gefühlt. Bis ich erneut auf die Suche gehen musste - Kündigung wegen Eigenbedarf. Damit hatte ich nicht gerechnet. Und mein Bedarf an Umzügen war, ehrlich gesagt, gedeckt. Genaueres kannst du in diesem Blogartikel lesen.
Ein Fitnessstudio, in dem Frauen mit Freude trainieren können
Viele Jahre später kann ich die Situation mit den Zeitungen ganz anders einordnen. Es war mein Geschäft. Und natürlich hatte ich mir viele Gedanken über den Standort, die Gestaltung der Räume und eine Wohlfühlatmosphäre gemacht. Für meine Kundin hingegen war es wichtig, dass das Studio gut zu erreichen ist, sie ihre Lieblingsgeräte vorfindet und einfach weiterhin trainieren kann. Alles andere war zweitrangig. Also, warum viele Worte verlieren.
Mein größtes Learning daraus: Ich habe mir immer zu viele Gedanken über Standorte und andere Rahmenbedingungen gemacht. Und meine Kundinnen haben ganz andere Prioritäten und andere Wünsche an das Studio. Die wirklich wichtige Frage ist: “Wie muss ein Studio aussehen, damit Frauen sich wohlfühlen und gerne trainieren?" Und was für meine Studiomitglieder wichtig ist, das erzählen sie dir in den zahlreichen Kundenportraits, die du hier lesen kannst.
Traurige Ereignisse - wenn jemand mitten aus dem Leben gerissen wird.
Vor diesem Teil des Rückblicks drücke ich mich ein wenig. Es fällt mir schwer, die richtigen Worte zu finden. Je älter wir werden, desto häufiger werden wir mit schweren Erkrankungen oder unerwarteten Todesfällen konfrontiert. Jede von uns kennt den Spruch: “Mitten aus dem Leben gerissen.”
Es ist jetzt ein Jahr her. Im Juni 2023. Ich öffne eine Email und wundere mich über die Betreffzeile: Kündigung mit sofortiger Wirkung wegen Todesfall. Etwas irritiert las ich weiter. Wir hatten doch vor ein paar Tagen noch WhatsApp Kontakt und die Kundin wollte nach dem Tod ihrer Mutter wieder zum Training kommen. “Komisch, warum diese förmliche Kündigung. Warum hat Manuela mich nicht einfach angerufen und gesagt, dass sie noch Zeit braucht?” Ich öffnete den Anhang und las die Sterbeurkunde und die Traueranzeige meiner Kundin Manuela. Ich habe lange auf mein Tablet gestarrt und konnte es nicht begreifen.
Schöne Erinnerungen.
Manuela war im Studio sehr beliebt und kam mit ihrer offenen Art mit jeder ins Gespräch. Ich habe noch lange Zeit montags und donnerstags auf die Uhr geschaut. Und gedacht: “Gleich 17.00 Uhr. Manuela hat jetzt Feierabend und kommt gleich zur Tür herein." Ehrlicherweise muss ich natürlich sagen, dass die Erinnerung mit der Zeit verblasst und wir alle wieder zum Alltag übergehen.
Heute denke ich immer an Manuela, wenn ich eine Dokumentation über Irland sehe. Manuela hatte sich im Frühjahr 2023 noch einen Traum erfüllt. Gemeinsam mit ihren erwachsenen Kindern war sie mit dem Wohnmobil durch Irland unterwegs. Ich erinnere mich noch genau an einen Nachmittag, an dem sie mir ihre Urlaubsbilder gezeigt und begeistert von den tollen Erlebnissen erzählt hat. An dieses Gespräch erinnere ich mich sehr gerne. Und so behalte ich Manuela in Erinnerung.
Studioschließungen - die größte Herausforderung meiner Selbstständigkeit.
Einen großen Themenbereich habe ich bisher ausgeklammert und ehrlich gesagt, möchte ich gar nicht darauf zurückblicken. Er betrifft die monatelangen Corona-Schließungen. Aber es waren die größten Herausforderungen während meiner gesamten Selbstständigkeit. Alle Umzüge zusammengenommen, waren ein Klacks dagegen. Ich habe schon mehrfach in meinen Quartals- und Jahresrückblicken darüber berichtet. Und auf meinem YouTube-Kanal findest du eine ganze Videoreihe über diese Zeit. Mit zum Teil sehr emotionalen Videos. Lies gerne auch meinen Jahresrückblick 2022 zu diesem Thema.
Aus der Sicht einer Studioinhaberin - was die Studioschließungen für mich bedeutet haben.
Ich möchte mich nicht zu viel wiederholen und berichte hier aus der Sicht einer Solounternehmerin, einer Fitnessstudio-Inhaberin. Natürlich trage ich als Selbstständige ein unternehmerisches Risiko: “Ich habe nicht das richtige Angebot für meine Wunschkundinnen. Das Studio gefällt nicht. In unmittelbarer Nähe eröffnet ein neues Fitnessstudio. Oder Interessentinnen mögen mich als Person nicht.” Mit all dem muss ich als Unternehmerin rechnen und damit klarkommen.
Aber Corona war eine völlig neue Situation. Für uns alle. Ich erinnere mich noch genau. Am Montag hatte ich noch einen Post für Instagram erstellt. Mit dem ungefähren Wortlaut, dass meine unterschiedlichen Trainingsräume ein entspanntes Training garantieren. Dass sogar ein Einzeltraining in den jeweiligen Räumen möglich wäre. Und am Abend dieses Tages: Alles Schnee von gestern. Alle Fitnessstudios mussten schließen. Und ich habe noch geglaubt, dass wir über einen Zeitraum von zwei Wochen reden. Weit gefehlt.
“Die haben uns vergessen." "Fitnessstudios sind durchs Raster gefallen.”
Die Zeit des Wartens begann. In schöner Regelmäßigkeit verfolgte ich die Kultusministerkonferenzen zu den Corona-Beschränkungen. Ich hatte immer mehr das Gefühl: “Die haben uns vergessen. Wir sind total durchs Raster gefallen.” Fitnessstudios wurden gar nicht mehr erwähnt. Friseure, Kosmetikerinnen und ähnliche Branchen durften wieder öffnen. Fitnessstudios - Fehlanzeige. Bitte nicht falsch verstehen. Ich habe es jedem gegönnt, der sein Geschäft wieder öffnen konnte. Aber ich wurde immer frustrierter und verzweifelter.
Kleine Anmerkung am Rande: Das Studio war immer tiptop in Schuss. Ich hätte jederzeit öffnen können. Abends in den 20.00 Uhr Nachrichten die Meldung: Fitnessstudios können ab morgen wieder öffnen. Am nächsten Tag um 8.30 hätte ich die Tür aufgeschlossen.
Ich habe in dieser Zeit viele Stunden im verwaisten Studio verbracht. Während dieser Zeit ist auch mein Youtube-Kanal entstanden. Rückblickend kann ich sagen: Die Stunden im Studio haben mir geholfen, die Zeit zu überstehen. Daran zu glauben, dass es weitergehen wird. Und natürlich die Solidarität meiner Kundinnen. Ich habe es schon sehr oft gesagt: "Ohne meine treuen Kundinnen gäbe es Silhouette heute nicht mehr.” Tausend Dank dafür.
Schwere Zeiten für mich als Fitnessstudio-Inhaberin.
Eine Sache hat mich in dieser Zeit an meine Grenzen gebracht. Du erinnerst dich vielleicht noch an die 2G-Regel. Für mich hieß das, dass ich treuen Kundinnen den Studiobesuch untersagen und Interessentinnen abweisen musste. Noch nie ist mir etwas so schwer gefallen. Aber es war nicht meine Entscheidung oder meine Überzeugung. Ich musste die Regeln einhalten, damit Silhouette weiterhin geöffnet bleiben konnte. Letztendlich konnte ich nur so die Trainingsmöglichkeiten für uns alle erhalten.
Langjährige Kundinnen durften das Studio nicht mehr betreten. Der einzige Grund dafür war, dass sie eine ganz persönliche Entscheidung getroffen hatten. Keine Unstimmigkeiten, keine Differenzen zwischen den Studiomitgliedern. Nichts dergleichen. Und dennoch durften sie nicht trainieren. In einer Zeit, in der Fitnesstraining so wichtig gewesen wäre. Und Training für uns ein Stück Normalität bedeutet hat. Noch nie musste ich mich persönlich so verbiegen.
Damit möchte ich diese Zeit abschließen. Sie hat mich an meine Grenzen gebracht und ich hätte gerne darauf verzichtet. Aber ich habe sie mit der Unterstützung meiner tollen Kundinnen überstanden. Heute kann ich sagen: Wir haben es gemeinsam geschafft. Das Frauenfitness-Studio Silhouette gibt es noch und wir feiern 20 jähriges Jubiläum.
Ein Ausblick auf weitere Blogartikel - was ich dir noch erzählen möchte.
Was bleibt noch aus 20 Jahren Frauenfitness-Studio zu berichten? Es folgt noch ein Artikel über meine Kundinnen, die ich sehr für ihr Durchhaltevermögen bewundere. Und - wenn du dich noch an den Anfang dieser Serie erinnerst - ich bin der Journalistin Leila noch die Antworten auf drei Fragen schuldig geblieben. Sehr persönliche Fragen, die ich mir selbst so noch nicht gestellt habe. Die möchte ich gerne noch beantworten.
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